Freistadt

Freistadt (Fryštát) [heute Karviná-Fryštát]

Geschichte

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde vermutlich auf dem Gelände des heutigen Gemeindeteils Altstadt direkt an der Olsa die ursprüngliche Siedlung Freistadt gegründet. Im Liber Fundationis des Breslauer Bischofs von 1305 wird erstmalig „item Frienstad in Ray“, also Freistadt auf dem Land der Dorfgemeinde Roj, erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erfolgte dann eine Verlagerung oder städtische Neugründung auf höherem Gelände neben der Burg der Teschener Herzöge. Die Stadt hatte deutsches Recht. Das Teschener Kammergut Freistadt wurde in den Hussitenkriegen schwer verwüstet.

Im Jahre 1511 verbrannte die Stadt mit ihren Holzhäusern komplett. Im Jahre 1569 verpfändeten die Teschener Piasten die gesamte Herrschaft. Drei Jahre später erwarb der evangelische Landeshauptmann von Teschen, Czigan von Slupsko, das zur Standesherrschaft erhobene Gebiet von Freistadt. Bis 1654 bildete Freistadt ein Zentrum des Protestantismus. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Stadt für lange Zeit von dänischen und schwedischen Truppen besetzt. Die Stadtbücher wurden damals in tschechischer Sprache geführt. Während im 16. Jahrhundert die Fischzucht die Wirtschaft dominierte, erlebte die Stadt im 17. und 18. Jahrhundert durch die Leinwandindustrie eine wirtschaftliche Blüte.

Wappen der Familie Larisch von Mönnich am Schloss in Freistadt

Freistadt verblieb nach den Schlesischen Kriegen mit dem Herzogtum Teschen im Besitz der Habsburgermonarchie. Die Herrschaft fiel nach mehrfachem Wechsel der Besitzer 1749 an die Grafen Taaffe. Von 1792 bis 1945 waren die Grafen Larisch von Mönnich die Grundbesitzer. Die Familie stammt ursprünglich aus der Gegend um Oberglogau und Zülz. Der Stamm Ellguth des Geschlechtes wurde 1654 in den böhmischen Freiherrnstand erhoben. 1791 gewährte Kaiser Leopold II. für Johann Graf von Larisch die Namens- und Wappenvereinigung seines Geschlechtes mit dem der Familie von Mönnich.

Heinrich Graf Larisch von Mönnich
(1850 – 1918)

Er war Fideikommissherr auf Freistadt, Besitzer der Herrschaften Karwin und Steinau etc. Ebenso hatte er Besitzungen im preußischen Teil Schlesiens. Als Industrieller widmete er sich v.a. dem Ausbau der Kohlegruben und der Verbesserung ihrer technischen Ausstattung, z.B. nahm er die erste elektrische Förderanlage in Betrieb.

In der Neuzeit bestand die Bevölkerung von Freistadt aus Polen und Deutschen. Ebenso gab es eine kleine jüdische Gemeinde, deren Synagoge 1939 von deutschen Nationalsozialisten zerstört wurde. Im Jahre 1776 wurde in der Umgebung Kohle entdeckt, aber erst zwanzig Jahre später begann der industrielle Abbau derselben. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem Verwaltungs- und Industriezentrum mit regem polnischem Kulturleben. Im Jahre 1910 war die Bevölkerung zu ca. 60% polnischsprachig, 35% deutschsprachig und nur zu 5% tschechischsprachig.

In den Jahren 1918 und 1938 wurde Freistadt jeweils für ein paar Monate von Polen besetzt, mit dem deutschen Einmarsch in Polen im September 1939 kam die Stadt bis 1945 zum Deutschen Reich, das hier polnische Arbeitslager errichtete.  Im Jahre 1934 wurde hier der deutsche Fernsehunterhalter Alfred Biolek geboren.

Nach 1945 wurden die deutschsprachigen Bewohner von Freistadt durch die Tschechoslowakei vertrieben. In der Stalinzeit wurde von 1947 an die Neustadt („Stalingrad“) als Arbeitergroßsiedlung errichtet. 1948 wurde Freistadt, jetzt tschechisch Fryštát, mit Karwin (Karviná), den Gemeinden Altstadt und Roj sowie dem benachbarten Kurbad Darkau zur Gemeinde Karviná-Fryštát vereinigt. Um 1990 machte auch die polnische Sprachgruppe nur noch etwa 10% der Gesamtbevölkerung aus.

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche zur Kreuzaufrichtung

Die Pfarrkirche zur Kreuzaufrichtung wird bereits 1376 als Kirche Mariae Himmelfahrt urkundlich erwähnt. Zwischen 1511 und 1530 wurde sie in Steinbauweise erneuert und 1611 um eine Renaissancekapelle erweitert. Zwischen 1560 und 1628 (oder 1654?) war sie protestantisch. Der Kirchenbau zeigt noch bis heute die für die Gotik üblichen Stützpfeiler.

Pfarrkirche zur Kreuzaufrichtung.


Ring mit Brunnen

Die Innenstadt von Freistadt wurde v.a. nach dem großen Stadtbrand von 1823 neu erbaut. Der Ring ist deshalb vornehmlich von schönen Häusern aus dem 19. Jahrhundert gesäumt. Zentral auf dem Ring steht ein gusseiserner Brunnen.

Gusseiserner Brunnen am Ring.


Schloss der Grafen Larisch von Mönnich

Das Schloss in Freistadt geht vermutlich auf eine gotische Burg der Teschener Piasten zurück, die später zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde. Im Jahre 1572 machte der Landeshauptmann von Teschen, Czigan von Slupsko, es zu seinem Sitz. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage unter der Herrschaft der Familie von Gaschin barockisiert. Im Jahre 1781 erneuerten die aus Irland stammenden Grafen von Taaffe (eigentlich Taaf von Carlingford) das Barockschloss im frühklassizistischen Stil. Das verwahrloste Schloss wurde dann 1792 von der Familie Larisch von Mönnich erworben. Zwischen 1792 und 1800 ließ der erste Besitzer aus dieser Familie, Johann Joseph Larisch von Mönnich das Schloss nach Plänen des Troppauer Architekten Anton Englisch im Empirestil umbauen. Das jetzt in L-Form errichtete Schloss wurde 1804 von einem Landschaftspark umgeben, der bis heute 36 ha umfasst.

Hauptfassade des Schlosses im Eingang zum Museum.

Im Jahr 1997 wurde das Schloss restauriert und für Besucher geöffnet. Das Schlossmuseum zeigt heute adelige Inneneinrichtungen und kunsthistorische Sammlungen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Ebenso befindet sich hier eine der bedeutendsten Schlossbibliotheken in der Tschechischen Republik.  
Museum Schloss Freistadt 
(Muzeum Zámek Fryštát)

Öffnungszeiten
April bis Oktober:
Di – So 10:00 – 17:00 Uhr
November bis März:
Sa – So 11:00 – 13:00 Uhr
Die Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich.

Weitere Informationen zum Schlossmuseum finden Sie (nur in tschechischer Sprache) hier:

Zámek Fryštát

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Ausstellungsraum im Schlossmuseum.


Anreise


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