Himmelwitz

Himmelwitz (Jemielnica)

Geschichte

Der Ort Himmelwitz wird erstmalig im Jahre 1225 urkundlich erwähnt. Etwa ein halbes Jahrhundert später, im Jahre 1283, stiftete Herzog Boleslaus I. von Oppeln hier ein Zisterzienserkloster, das 1289 mit etwa 20 Ordensbrüdern aus dem bei Ratibor gelegenen Kloster Rauden besetzt wurde. Das Kloster war aber arm und konnte die geistige und kulturelle Bedeutung von Rauden nie erreichen. Für seine nähere Umgebung war das Kloster aber ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Faktor. Erst mit den zusätzlichen Stiftungen Herzogs Albert von Groß Strehlitz im Jahre 1361 wurde die wirtschaftliche Lage des Klosters besser. Aber bereits 1428 wurde das Kloster von den Hussiten zerstört.

Zwischen 1591 und 1620 wirkte im Kloster Himmelwitz der in Görlitz geborene Johannes Nucius als Abt. Der Komponist gilt als „Meister der polyphonen Motette“. Durch seine Kompositionen und seine musiktheoretischen Werke gehört er zu den Begründern der musikalisch-rhetorischen Formenlehre. Im Jahre 2006 wurde ihm zu Ehren – zum Abschluss der Feierlichkeiten zum „Johannes Nucius – Jahres“ an der Klosterkirche eine zweisprachige Tafel angebracht.

 Ansicht des Klosters Himmelwitz von F.B. Werner um 1750.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges nahm das Kloster lange keinen Aufschwung. Im Jahre 1733 brannte es zusammen mit der Klosterkirche und 22 Bauernhöfen im Ort ab. Anschließend wurde das Kloster aber komplett mit Abtei und dreischiffiger Basilika im barocken Stil von Grund auf erneuert. Kurz vor der Eroberung Schlesiens durch Preußen entstand also das heutige Erscheinungsbild des Klosters.

 Gedenktafel für Johannes Nucius.


In den Jahren zwischen 1750 und 1801 wurde im Kloster eine Lateinschule betrieben. Hier wurden Schüler mit deutscher und polnischer Muttersprache unterrichtet. Die Schule besaß einen guten Ruf und unterrichtete im Jahre 1790 z.B. 80 Schüler. Im Jahre 1810 wurde das Kloster Himmelwitz jedoch wie alle anderen schlesischen Klöster im Rahmen der Säkularisation aufgehoben. Die Klosterkirche wurde so zur Pfarrkirche des Ortes, einige Gebäude des Klosters blieben erhalten. Das Klostergut erwarb im Jahre 1826 Andreas Maria Graf Renard auf Groß Strehlitz.

Die Bevölkerung von Himmelwitz spricht den einheimischen oberschlesischen Dialekt, ist aber in ihrer nationalen Überzeugung geteilt. Bei der Volksabstimmung im Jahre 1921 stimmten etwa 51% für Polen und 49% für Deutschland. Bei der Volkszählung im Jahre 2002 gaben 24,3% an, Deutsche zu sein, 8,1% votierten für die offiziell nicht anerkannte „Schlesische Nationalität“, über die Hälfte bezeichnete sich hingegen als Polen. Dennoch gehört Himmelwitz zu den Gründungsorten der Deutschen Minderheit in Oberschlesien, denn im Restaurant von Richard Urban fanden ab 1988 erste Treffen derselben statt. Wie in vielen anderen Orten des Oppelner Landes auch wurde in der Gemeinde Himmelwitz 2006 Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt, 2010 wurden am Ortseingang zweisprachige Ortstafeln aufgestellt.

Sehenswürdigkeiten

Ehem. Zisterzienserkloster

Zentrale Sehenswürdigkeit des Ortes Himmelwitz ist die Kirche mit dem im Süden anschließenden Kloster. Der Kirchplatz und die Gärten sind von einer Mauer aus dem 18. Jahrhundert umgeben, welche durch zwei Pforten und zwei Tore Einlass auf das Gelände gewährt. Das barocke Kloster wurde ab 1733 auf- und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Der Ostflügel wurde teilweise abgetragen. Nach der Säkularisation befanden sich hier mehrere Ämter und die Pfarrei. Das zweigeschossige Gebäude ist vierflügelig mit einem Innenhof. Der Wehrturm in der Südwestecke hat ein Kegeldach. Der Platz vor der Kirche ist umgeben von verschiedenen Wirtschaftsgebäuden aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Dazu gehören Speicher und eine Wassermühle. Letztere wird vom Mühlreich, dem aufgestauten Himmelwitzer Bach, gespeist.

Klostergebäude und Klosterhof.

Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt

Die Kirche wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet, nach mehreren Bränden im 17. und 18. Jahrhundert zwischen 1738 und 1740 grundlegend erweitert und in der Folgezeit mehrfach renoviert. Die dreischiffige Basilika ist ein Stein-Backstein-Bau mit Strebepfeilern und einem im Ostteil noch gotischen Chor. Die Kirche ist durch die Sakristei mit dem Klostergebäude verbunden. Der Hauptaltar der Kirche stammt aus dem Jahr 1734 im Régence-Stil zeigt die Himmelfahrt Marias. An den Pfeilern in der Kirche sind zudem acht Rokoko-Altäre aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Kanzel von 1769 ist reich dekoriert. In der Kirche befinden sich zudem viele Gemälde aus der Werkstatt von Michael Willmann.


Pfarrkirche und Klostergebäude.

Hauptaltar und Presbyterium der Kirche.


Dorf mit der Friedhofskirche Allerheiligen

Neben dem Kloster liegt der großzügige Anger des Dorfes Himmelwitz mit einer Rokoko-Säule des hl. Johannes Nepomuk von 1765. Die durch Mauern mit Einfahrten verbundenen Bauernhöfe am Anger sind zumeist aus dem 19. Jahrhundert und stehen traditionell giebelständig zur Straße. Dahinter befindet sich die ehem. Pfarrkirche des Ortes aus dem 15. Jahrhundert. (Im Bild hinten rechts.) Seit der Säkularisation 1810 wird sie als Begräbniskirche genutzt und ist mit dem Friedhof von Himmelwitz umgeben.

Himmelwitzer Anger.

"Gemeinde Himmelwitz / Gmina Jemielnica"
(Video: Kraína ´sw. Anny)

Anreise


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