Geschichte
Bereits im Jahre 1210 wurde eine „villa Grodcovichi“ nur wenige Kilometer südlich der heutigen Stadt urkundlich erwähnt. Aber erst nachdem zwei Breslauer Domherren 1234 dem Lokator Gumprecht 100 Hufen zur Aussetzung deutschrechtlicher Dörfer übertragen hatten, entstand auch die Stadt Grottkau. Im Jahre 1268 erhielt sie von Herzog Heinrich IV. Stadtrecht, wurde aber zehn Jahre später – an die heutige Stelle – verlegt. Die Stadt wurde im Schachbrettmuster mit Ring und Rathaus in der Mitte sowie vier Hauptstraßen, die zu den Stadttoren führten, angelegt. Das Löwener Tor ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt. Für den Handel der Grottkauer Kaufleute war die Lage von Grottkau an der wichtigen Handelsstraße von Breslau nach Neisse immer von besonderer Bedeutung, über eine kleine Ackerbürgerstadt wuchs der Ort jedoch nie hinaus.
Im Jahre 1294 wurde in Grottkau ein Augustiner-Eremitenkloster gegründet, ein Jahr später wird erstmals eine Stadtpfarrschule erwähnt. Von beiden Gebäuden sind aber keine Reste vorhanden. Nach der Teilung des Breslauer Herzogtums Breslau 1311 gehörte Grottkau zum Teilherzogtum Brieg. Aber bereits 1344 verkaufte Herzog Boleslaus III. von Brieg die Stadt und ihr Umland an den Breslauer Bischof Preczlaus von Pogarell, der dieses Gebiet in sein Bischofsland integrierte. Dieses wurde seitdem Fürstentum Neisse-Grottkau genannt. Bis zur Säkularisation im Jahre 1810 gehörte die Stadt somit den Breslauer Bischöfen.
Im Jahre 1427 wurde Grottkau Schauplatz eines Treffens der schlesischen Fürsten und Stände, die hier eine gegenseitige Waffenhilfe gegen die Hussiten vereinbarten. Diese ist als „Grottkauer Einung“ in die Geschichte eingegangen. Dennoch wurde Grottkau im Hussitenkrieg zerstört. Auch brannte die Stadt mehrfach im 16. und 17. Jahrhundert ab. Von politischer Bedeutung war die Stadt mehrfach im 16. Jahrhundert, als hier mehrere Schlesische Fürstentage stattfanden. Große Verdienste um Grottkau erwarb sich nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges der Breslauer Fürstbischof Sebastian von Rostock (1665 – 1671), der oft hier residierte.
Ansicht von Grottkau im 19. Jahrhundert
Noch vor der Schlacht von Mollwitz (1741) fanden bei Grottkau Gefechte zwischen preußischen und österreichischen Truppen statt. Friedrich II. von Preußen erhob die Stadt, die jetzt preußisch geworden war, nach dem Siebenjährigen Krieg zur Garnisonsstadt, was sie bis 1945 blieb. Im Jahre 1769 wurde hier Joseph Elsner, der Lehrer des polnischen Musikers Frédéric Chopin, geboren. Seit 1816 gehörte der Landkreis Grottkau zum Regierungsbezirk Oppeln. Seit der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke von Brieg über Grottkau nach Neisse im Jahre 1847 erlebte die Stadt einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Neben dem Ackerbau spielten v.a. das Handwerk und Maschinenfabriken eine bedeutende Rolle. Im Jahre 1888 wurde Grottkau auch Kreisstadt.
Als am 5. Februar 1945 in der Region schwere Kämpfe zwischen deutschen und sowjetischen Truppen begannen, wurde die Innenstadt von Grottkau zu 50% zerstört. Nach der Machtübernahme durch die polnische Verwaltung wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben, die Stadt in Grotków umbenannt und mit Vertriebenen aus dem nun sowjetischen Teil Polens besiedelt. Die Kriegszerstörungen wurden seitdem größtenteils beseitigt.
Sehenswürdigkeiten
Das Rathaus stammt in seiner heutigen Form aus dem Jahre 1840. Der dreigeschossige Bau wurde auf hufeisenförmigem Grundriss mit Walmdach anstelle des Vorgängerbaus aus dem 14. oder 15. Jahrhundert errichtet. Der quadratische Turm mit oktonalem Aufsatz in der Mittelachse der Nordfassade stammt noch vom Vorgängerbau. Er weist Stilelemente der Gotik und Renaissance auf, ist bekrönt von einer umlaufenden Galerie auf Steinkonsolen (1551-1557) und hat eine – rekonstruierte – Barockhaube, die ursprünglich im Jahre 1668 von Bischof Sebastian von Rostock gestiftet wurde.
Am Ring befinden sich mehrere Bürgerhäuser, die nach dem Stadtbrand von 1833 errichtet wurden. Interessant ist die Ruine des Gasthofs „Zu den Drei Kronen“ aus dem 16./17. Jahrhundert mit einer Kartusche über dem Portal, das die drei Wappen des Breslauer Bistums, Bischofs Andreas von Jerin und der Familie Jerin zeigt.
Katholische Pfarrkirche „Sankt Michael“
Die ältesten Teile der Grottkauer Pfarrkirche gehen auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Der gotische Backsteinbau wurde zwar ursprünglich „Unseren Lieben Frauen“ geweiht, erhielt aber im Jahre 1473 den hl. Erzengel Michael als Schutzpatron. Nach einem Brand 1449 wurde die Kirche mit größerem Langhaus und Westturm wiederaufgebaut. Nach Zerstörungen im dreißigjährigen Krieg erfolgte eine Renovierung unter Bischof Sebastian von Rostock. In den Jahren 1892 bis 1893 folgte eine Regotisierung.
Grabplatte des Georg von Merczdorf.
Die Kirche enthält zudem zahlreiche Grabplatten aus dem 16. Jahrhundert, u.a. von einen Georg von Merczdorf aus dem Jahre 1560.
Barock-Altar
Der barocke Altar mit einem Gemälde der Marienkrönung wurde 1728 von Pfarrer Heinrich Schmidt gestiftet.
Tortürme mit Stadtmauer
Die Stadtmauer von Grottkau wurde bereits Ende des 13. Jahrhunderts erbaut und im Jahre 1296 erstmalig urkundlich erwähnt. Im 19. Jahrhundert wurden zwei der ursprünglich vier Stadttore abgerissen, der Stadtgraben wurde zugeschüttet. Bis heute haben sich der Löwener Torturm mit Spitzbogendurchfahrt im Osten sowie der Münsterberger Torturm im Westen erhalten. Beide Türme wurden im 14. Jahrhundert errichtet und um 1600 umgebaut. Gekrönt sind beide Türme mit ausgebauten Renaissance-Attiken und Schwalbenschwanzzinnen.
In der Umgebung
Schloss Zülzhof (Sulisław)
Der Ort Zülzhof wurde im Jahre 1373 erstmalig als „Swliczow“ urkundlich erwähnt. Nachdem das Dorf im Dreißigjährigen Krieg untergegangen war, wurde hier ein Gutsbezirk mit einem Vorwerk errichtet. Das Schloss wurde als unregelmäßige Anlage im Stil der englischen Neogotik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit zinnenbekrönten Mauern und zwei Türmen errichtet. Vor der Ostfassade befindet sich eine Holzveranda. Umgeben ist das Schloss von einem Park, in dem sich auch der Gutshof befindet. Im Schloss und den Nebengebäuden befindet sich heute ein Schlosshotel.
Das Hauptschloss mit seinen Türmen.