Proskau

Proskau (Prószków)

Geschichte

Der Ort und die dort ansässige Adelsfamilie Proskowski (oder: von Proskau) werden im Jahre 1311 erstmals urkundlich durch „Beldo de Proscow“ erwähnt. Vom 14. Jahrhundert an bis 1769 war das ganze Gebiet um den Ort Proskau im Besitz dieser Familie. Um das Jahr 1560 baute Georg Proskowski das alte Dorf Proskau durch Erweiterung der Dorfstraße zu einem langgezogenen Anger zum Städtchen mit 38 brauberechtigten Häusern aus. Damit wurde Proskau zu einer der kleinsten Städte Oberschlesiens. Ab 1563 ließ Graf Proskowski das Schloss im Renaissancestil erbauen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Städtchen 1644 von schwedischen Truppen abgebrannt. Graf Georg Christoph Proskowski ließ das Schloss um 1680 erneuern und machte aus seinem Besitz einen Fideikommiss, einen unveräußerlichen und unteilbaren Familienbesitz.



Schloss Proskau - Stich nach F. B. Werner, Mitte des 18. Jahrhunderts.

Nach dem Übergang Schlesiens an das Königreich Preußen sank Proskau zu einem Marktflecken herab. Die guten Bodenverhältnisse in der Umgebung ließen den Ort jedoch zum Standort mehrerer wirtschaftlicher Einrichtungen zu werden. So gründete Graf Leopold von Proskau – gestützt auf die guten Tonlagen – bereits 1763 in Proskau eine in Europa und der Welt berühmte Fayence-Manufaktur, in der bis 1850 feines Porzellan hergestellt wurde. Mit dem Aussterben des Geschlechtes von Proskau 1769 gelangten Ort und Herrschaft zunächst in den Besitz der Familie von Dietrichstein und 1783 durch Verkauf an König Friedrich II. von Preußen. 1847 errichtete der preußische Staat im Schloss eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt, die später zur landwirtschaftlichen Akademie erhoben wurde. Bei deren Verlegung nach Berlin im Jahre 1881 verbleib in Proskau immerhin noch eine Lehranstalt für Obst und Gartenbau. Als Ersatz für die Akademie wurde 1887 das Lehrerseminar Oppeln nach Proskau verlegt.



Im Jahre 1915 wurden Proskau die Stadtrechte aberkannt. Erst im Jahre 2004 wurde der Ort wieder zur Stadt erhoben. Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien stimmte die Bevölkerung Proskaus mit ganz überwiegender Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde jedoch nur ein geringer Teil der einheimischen Bevölkerung vertrieben. Der Ort wurde in Prószków umbenannt. Da in Proskau eine deutsche Minderheit vorhanden ist, ist der Ort seit 2010 offiziell zweisprachig, seit 2012 sind auch die Ortsschilder zweisprachig „Prószków / Proskau“.


Sehenswürdigkeiten

Schloss Proskau

Ab 1563 wurde auf Geheiß des Grafen Georg Proskowski anstelle einer vormaligen gotischen Burg das Schloss als vierflügelige und dreigeschossige Anlage mit Arkadeninnenhof, Wassergraben und bastionsartigen Eckbauten im Renaissancestil erbaut. Nach dem Brand 1644 wurde das Schloss unter Graf Georg Christoph Proskowski zwischen 1677 und 1683 wiederaufgebaut und teilweise barock ausgestattet. In diesen Jahren wurden auch die beiden Türme in der Hauptfassade errichtet. Von 1847 bis 1923 beinhaltete das Schloss eine landwirtschaftliche Lehranstalt, seit 1930 ein Krankenhaus für geistig Behinderte.


Die Anlage ist heute dreigeschossig um einen rechteckigen Innenhof mit wehrturmartigen Eckrisaliten angelegt. Über dem Frontflügel befinden sich zwei vierseitige Türme mit Zwiebelhelmen und Laternen. Die Fassade ist bis zur ehemaligen Grabenhöhe unverputzt, darüber mit quadrierten Ecken. Die Rechteckfenster mit Steinrahmungen stammen noch von 1563. In der Mittelachse befindet sich ein Rundbogenportal, flankiert von Doppelpilastern, die einen Segmentgiebel mit der Stiftertafel Georgs von Proskau (Proskowski) tragen. Darüber befinden sich zwei Rollwerkkartuschen mit dem Wappen von Proskau aus dem Jahre 1677. Die Renaissance-Arkaden im Innenhof wurden bereits 1683 zugemauert. In der Mitte des Hofes befindet sich eine Brunnenanlage aus dem 18. Jahrhundert. Im Inneren haben sich z.B. im Oratorium (2. OG) reiche Stuckdekorationen erhalten, im Rittersaal (EG) sind noch Muschelnischen in den Wänden und Putti zu sehen.


Rollwerkkartuschen mit dem Wappen von Proskau aus dem Jahre 1677.


Segmentgiebel mit der Stiftertafel Georgs von Proskau (Proskowski).

Innenhof des Schlosses...



... mit Schmuckelementen.

Im Süden der Schlossanlage befindet sich eine von rustizierten Pfeilern flankierte Einfahrt zum Wirtschaftshof, daneben eine halbrunde Bastion.


Dahinter liegt ein Landschaftspark aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, der aber nicht frei zugänglich ist.

Einfahrt zum Wirtschaftshof mit Bastion.


Pfarrkirche St. Georg


Die Pfarrkirche von Proskau – am Nordrand des Ringes gelegen – ist bereits für das Jahr 1447 nachgewiesen. Die derzeitige Kirche wurde im Jahre 1687 im barocken Stil für den Stifter Georg Christoph II. Proskowski vollendet. In den folgenden Jahrhunderten fanden verschiedene Renovierungen statt. Der quadratische Westturm hat einen oktogonalen Aufsatz und einen Zwiebelhelm.


Die Ausstattung der Kirche ist barock. Der Hauptaltar mit einem Gemälde der hl. Dreifaltigkeit stammt aus dem 17./18. Jahrhundert. Im linken Seitenaltar befindet sich ein Gemälde der hl. Familie. Die daneben liegende Kanzel mit Figuren der vier Kirchenväter auf dem Baldachin stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.



Südfassade mit Kreuz.


Gesamtansicht vom Ring.

Linker Seitenaltar mit Bild der hl. Familie.


Pfarrhaus


Vor der Kirche befindet sich eine Johannes Nepomukfigur aus dem Jahr 1756, verziert mit einem Wappen der Familie Proskowski. Daneben steht das Pfarrhaus aus der Zeit um 1770. Es hat eine rahmengegliederte Fassade mit Füllungen sowie ein Mansarddach.

St. Johannes Nepomik-Figur...


... mit Wappen der Proskowskis.


Pfarrhaus von 1770.


Anreise

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