Teschen

Teschen (Cieszyn)

Geschichte

Gemäß einer alten Sage wurde die Stadt Teschen im Jahre 810 von den drei Söhnen des polnischen Königs Leszek III. gegründet. Die Brüder sollen sich an einer Quelle der Olsa überraschend wiedergetroffen und dort eine Stadt gegründet haben, die sie „Cieszyn“ (vom poln. „cieszyć się“ / sich freuen) nannten. Tatsächlich ist bereits im Jahre 1155 eine Kastelanei Teschen als Grenzburg des zum Königreich Polen gehörigen Bistums Breslau urkundlich belegt. Die vorgeschichtlichen Funde auf dem Burgberg der Stadt gehen jedoch bis ins 9. Jahrhundert zurück. Hier steht bis heute die Nikolauskirche, eine vorromanische Rundkapelle des 11. Jahrhunderts. Sie ist das älteste erhalten gebliebene Gebäude Schlesiens. Im Jahre 1223 wird dann auch ein Suburbium, also eine altpolnische Stadt unter der Teschener Burg urkundlich erwähnt.

Im Jahre 1163 kam Teschen an das neu gegründete Herzogtum (Oppeln-)Ratibor. 1281 wurde das Herzogtum – damals noch mit dem Auschwitzer Gebiet verbunden - bei der Teilung des Oppeln-Ratiborer Gebietes unabhängig. 1327 unterstellten sich die Teschener Piastenherzöge dem Königreich Böhmen. Diese Linie beherrschte das Teschener Gebiet sowie andere Teilherzogtümer in Schlesien bis ins 17. Jahrhundert hinein. Ihr Sitz war die Teschener Burg.

Unter der Burg legte Herzog Wladislaus I. von Oppeln (1246 – 1281) eine deutschrechtliche Stadt an. Der älteste Hinweis darauf ist die Erwähnung eines Dominikanerklosters aus dem Jahre 1263. Eine „civitas Tessin“ erscheint 1284 erstmalig in den Urkunden. Von Teschen aus wurde auch das Beskidenvorland in der Folgezeit deutsch besiedelt. Mit 162 Bürgerhäusern zählte die Stadt zu den größeren Gründungen der damaligen Zeit. Im Mittelalter war die Stadt zweisprachig, deutsch und polnisch. Einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm die Stadt dann v.a., als der Fugger-Thurzo-Konzern, der „Gemeine Ungarische Handel“, die Straße über den Jablunka-Pass ausbaute und Teschen zu einer Handelsstation machte.

Die Gnadenkirche in Teschen (Stich 18. Jahrhundert).


Der Teschener Ring um 1800

Von besonderer Bedeutung für Teschen ist bis heute die Reformation, die bis 1545 umgesetzt wurde. Obwohl der Landesfürst, Adam Wenzel, 1610 zum Katholizismus übertrat, kam die Gegenreformation doch erst mit der Errichtung einer Jesuitenresidenz im Jahre 1670 in Gange. Erst 1683 war die Stadt wieder vollkommen katholisch. Ein Teil der Evangelischen wanderte aus. Als heimgefallenes Lehen unterstand die Stadt dann seit 1653 direkt dem Kaiser. Eine geistige Wende brachte die nach der Altranstädter Konvention 1709 errichtete evang. Gnadenkirche, die bis 1740 die einzige protestantische Kirche Oberschlesiens war. Von hier aus betreuten fünf Pastoren an die 40.000 protestantische Gläubige. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg verblieb das Teschener Land beim Königreich Böhmen. Teschen wurde so nach dem Toleranzpatent von 1781 Sitz des evangelischen Konsistoriums für die ganze K&K Monarchie. Im 18. Jahrhundert kam Teschen als Lehen an die Herzöge von Lothringen, die 1837 auf dem Schlossberg ein neues Schloss errichten ließen.

Im 19. Jahrhundert wurde Teschen zu einem Mittelpunkt der nationalen Gegensätze. Zwischen den nationalpolnischen und deutschnationalen Bestrebungen waren insbesondere die „Schlonsaken“, die polnischsprachigen aber deutsch gesinnten Protestanten des Teschener Gebietes, umkämpft. Durch den Anschluss an das habsburger Eisenbahnnetz kam es in Teschen im 19. Jahrhundert parallel zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Zahlreiche Neubauten entstanden in der Stadt. Nach dem Zusammenbruch der K&K Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Stadt Teschen und  das alte Teschener Herzogtum zwischen Polen und der Tschechoslowakei vom Völkerbund geteilt. Während der polnische Teil von Teschen daraufhin schnell polonisiert wurde, hielt sich im tschechoslowakischen Teil der Stadt noch eine deutsch-schlonsakische Mehrheit. Die Besetzung des Olsa-Gebietes durch Polen 1938 brachte noch einmal eine kurze Wiedervereinigung der Stadt, die 1945 wieder endete. Erst seit der EU-Mitgliedschaft Polens und Tschechiens im Jahre 2004 ist die innerstädtische Grenze wieder offen, so dass man problemlos die Seiten der Olsa wechseln kann.

Sehenswürdigkeiten

Teschener Burg und
Burgkapelle der Heiligen Nikolaus und Wenzel


Auf dem Schlossberg westlich der Stadt über dem Tal der Olsa lag die alte Kastellaneiburg Teschen. Hier beginnen wir unseren Stadtrundgang. Der befestigte Bau wurde vermutlich unter den Herzögen Kasimir I. und Primislaus I. von Teschen als Rechteckanlage mit vier Türmen ausgebaut. Das Oberschloss wurde 1839 geschleift und stattdessen eine romantische Parkanlage mit künstlichen Ruinen errichtet. Vom gotischen Schloss hat sich lediglich der sog. Piastenturm aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten. Er dient heute als beliebter Aussichtsturm.

Piastenturm.

Außenansicht der Rotunde.


Die Rotunde der Heiligen Nikolaus und Wenzel gehört zu den wichtigsten Sakaralbauten vorromanischer Zeit im östlichen Mitteleuropa. Sie wurde vermutlich in der Mitte des 11. Jahrhunderts als einziger Massivbau in der damals hölzernen Burg errichtet. Klassizistische Umbauten wurden 1941 wieder beseitigt. Die Kirche hat schmale Rundbogenfenster und Kegeldächer. Im Schiff befindet sich eine säulengestützte Empore. Die Rotunde in Teschen ist damit das älteste Kirchengebäude im heutigen Polen.

Innenansicht der Rotunde.


Habsburger Jagdschloss

Am Hang auf der Stadtseite des Burgberges wurde 1838 bis 1840 anstelle der Niederburg ein Spätklassizistisches Jagdschloss für Erzherzog Karl von Habsburg errichtet. Nach 1945 wurde das Schloss zur Musikschule umgebaut.

Schlossfassade zur Stadt.

Kath. Pfarrkirche St. Georg
(ehem. Spitalerkirche)

Die Spitalerkirche in der Freistädter Vorstadt gehörte ursprünglich zum Krankenhaus der Stadt. Die Kirche wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet und mehrfach renoviert. Der Turm stammt aus dem Jahre 1806. Das alte Hospital brannte im Jahre 1882 ab.

Blick auf die St. Georg Kirche von der Burg.



Kronprinzessin Stephanie Strasse
(Głęboka-Strasse)

 Über diese zentrale Strasse gelangt man vom Burgberg in die Altstadt und zum Ring.  Hier finden sich zahlreiche Geschäfte, u.a auch Häuser mit Laubengängen. 


Blick vom Ring in die ehem. "Kronprinzessin Stephanie Straße".



Rathaus und Ring

Das barock-klassizistische Rathaus am Ring wurde im 16. Jahrhundert an der Südseite des Teschener Ringes als Steinbau errichtet. 1726 wurde ein Fest- und Theatersaal angebaut. 1788 wurde das Gebäude teilweise zerstört und um 1800 im klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Nach einem erneuten Brand erfolgte der Wiederaufbau ab 1844. Das heutige Gebäude hat ein Walmdach und einen dreigeschossigen Turm.

Am Ring gibt es bis heute viele schöne alte Häuser, z.B. Nr. 20, das Hotel „Zum braunen Hirsch“, errichtet 1912 im Neobarock-Jugendstil. Andere Häuser am Ring weisen Renaissance- und Barockelemente auf. Viele Häuser haben Laubengänge. Mitten auf dem Ring steht ein Brunnen mit der Figur des Heiligen Florian. Er stammt vermutlich aus den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts.

Hotel "Zum braunen Hirsch".



Rathaus am Ring.

Brunnen am Ring...



... mit vielen Tauben.


Kath. Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz (ehem. Jesuitenkirche)

Die Jesuiten kamen bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Gegenreformation nach Teschen. Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten sie mit Hilfe von Kaiser Leopold I. östlich des Ringes in Teschen eine Kirche mit Kollegium. Nach der Auflösung des Ordens wurde diese Gymnasialkirche. Heute dienst sie als Franziskanerkirche und das ehem. Kollegium als Kloster dieses Ordens. Die spätbarocke Saalkirche wurde Ende des 18. Jahrhunderts grundlegend umgebaut und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach renoviert. Der quadratische Fassadenturm hat eine durchbrochene Barockhaube. Der Hauptaltar ist spätbarock. Das neben der Kirche liegende ehem. Kollegium wurde nach der Auflösung des Jesuitenordens zu einer Bibliothek und zu einem Museum umfunktioniert.

Blick auf die Jesuitenkirche vom Ring aus.


Kath. Pfarrkirche St. Maria Magdalena

Die ehem. Dominikanerkirche wurde an Stelle eines Holzbaues in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts neben dem Teschner Ring errichtet. Es handelt sich um eine Stiftung der Herzogin Euphemia, der Ehefrau Herzogs Wladislaus von Oppeln.

Von ca. 1263 bis zum Stadtbrand 1789 wurde die Kirche von den Dominikanern betreut. Danach wurde sie als Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena im spätbarock-klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Seitdem fanden mehrere Renovierungen statt, zuletzt um das Jahr 2000.

Die gotische Backsteinkirche enthält Steindetails aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Das einschiffige Langhaus ist barockisiert und mit Kapellen aus dem 17. Und 18. Jahrhundert flankiert. Der Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1794. Die Kirche enthält das Grabmal von Herzog Primislaus I. (?), Herzog von Teschen aus der Zeit um 1380/90.

Pfarrkirche St. Maria Magdalena.


Drei-Brüder-Brunnen

Der Brunnen, welcher an die Stadtgründung durch die drei Söhnen des polnischen Königs Leszek III. erinnern soll, bestand schon im 15. Jahrhundert. Ursprünglich gehörte er den Dominikanern, von deren Kirche er nicht weit entfernt ist.

Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde hier das Wasser für die nahe Stadtbrauerei gefördert. Die neogotische gusseiserne Haube wurde 1868 aufgestellt und mit einer Tafel in drei Sprachen (lateinisch – deutsch – polnisch) versehen, die an das legendäre Treffen der drei Königssöhne erinnert. Im Jahre 1951 wurde der deutsche Text durch ein Relief ersetzt.

"Drei Brüder Brunnen".


Evangelische Gnadenkirche
zum Namen Jesu

Ursprünglich außerhalb der Stadtmauern gelegen, wurde zwischen 1709 und 1723 die evangelische Gnadenkirche nach der Altranstädter Konvention errichtet. Der Turm stammt aus dem Jahre 1750. Seitdem ist die Kirche Zentrum des Protestantismus in der Region, seit dem Ersten Weltkrieg sogar ganz Polens.
Die Kirche enthält drei Emporen, einen Rokoko-Hauptaltar sowie eine spätbarocke Kanzel mit Salvator-Mundi-Figur auf dem Baldachin. Die Orgel stammt aus dem Jahre 1785.

Blick auf die ev. Gnadenkirche vn der Burg aus.



Die spätbarocke Kanzel in der Gnadenkirche.


Tschechisch-Teschen
(Český Těšín)


Die ehemaligen Vorstädte von Teschen westlich der Olsa bilden heute die Stadt Tschechisch-Teschen. Auch dieser Teil der Stadt verfügt über ein Rathaus, eine neugotische, katholische Herz-Jesu-Kirche aus dem 19. Jahrhundert, eine Synagoge aus dem Jahr 1928 und eine evangelische Kirche von 1932. Damit ist dieser Teil der Stadt deutlich jünger als der auf der polnischen Seite der Grenze. Interessant ist hier v.a. die durchgehend zweisprachige (tschechisch-polnische) Ausschilderung. Der kleine Grenzverkehr ist über die Olsa-Brücke heute problemlos möglich.

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Museen

Museum des Teschener Schlesien
(Muzeum Śląska Cieszyńskiego)


Der Larisch-Palast wurde 1796 vom Teschener Landeshauptmann Johann Larisch von Mönnich als Stadtpalast mit zwei Flügeln anstelle eines Bürgerhauses und eines Adelspalastes errichtet. 1831 wurde ein dritter Flügel geschaffen. Von 1840 bis 1918 war das Gebäude im Besitz der Familie des Teschener Bürgermeisters Demel, nachher im Besitz der Stadtgemeinde. Seit 1931 ist hier das Stadtmuseum untergebracht.

Das Museum des Teschener Schlesien im historischen Stadtpalast der Familie von Larisch dokumentiert die Geschichte und Kultur der Stadt sowie Umgebung von Teschen. Das Museum enthält mehrere Sammlungen, u.a. regionale Kunstwerke der Gotik und Renaissance. Hinzu kommen Abteilungen zur Archäologie, Ethnografie und Technikgeschichte der Stadt. Von besonderer Bedeutung sind u.a. die historischen Waffen aus dem Teschener Schlesien und verschiedene Erinnerungsstücke an die Zünfte der Stadt im 17. bis 19. Jahrhundert.

Weitere Informationen zum Museum des Teschener Schlesien finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Muzeum Śląska Cieszyńskiego

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Blick vom Ring zum Larisch-Palast.

Öffnungszeiten
Oktober bis Februar
Montag - geschlossen
Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag - Eintritt um 10.00, 11.00, 12.00, 13.00, 14.00 Uhr
Mittwoch - Eintritt um 12.00, 13.00, 14.00, 15.00, 16.00

März bis September
Montag - geschlossen
Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag - Eintritt um 10.00, 11.00, 12.00, 13.00, 14.00
Mittwoch, Freitag - Eintritt um 12.00, 13.00, 14.00, 15.00, 16.00

Innenhof des Palastes.


Einmalige einheimische Kunstwerke...



... in der Museumsausstellung.


Anreise

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