Tarnowitz

Tarnowitz (Tarnowskie Góry)

Geschichte

In der Umgebung der späteren Stadt Tarnowitz ist bereits für das 12. Jahrhundert Blei- und Silberbergbau erwähnt. Die Stadt entstand aber erst mit der Bergbauwelle im 15. und 16. Jahrhundert. Der Legende nach wurde das erste Silber bei Tarnowitz durch einen Bauern namens Rybka beim Pflügen entdeckt. Seit 1526 gehörte die Herrschaft Beuthen mit der Umgebung von Tarnowitz dem Markgrafen Georg von Ansbach-Jägerndorf, einem Hohenzollern. Im gleichen Jahr führten dieser sowie Herzog Johann von Oppeln eine neue, vom fränkischen Recht beeinflusste, Bergordnung im Herzogtum Oppeln ein. Daraufhin wird auch die Stadt Tarnowitz entstanden sein, welche 1533 als Bergstadt mit Vogteigericht urkundlich genannt wird. Die neue Stadt mit unregelmäßigem Grundriss aber zentralem Ring besaß 246 brauberechtigte Häuser, war also sehr groß. Sie hatte zwar keine Stadtmauer aber drei Stadttore. Die ursprüngliche Bevölkerung war sprachlich gemischt, neben deutschen Bürgern aus Niederschlesien lebten hier auch aus Polen und Mähren stammende Slawen.

Tarnowitz im 18. Jahrhundert (nach F. B. Werner).

 Die Pfarrkirche St. Peter und Paul war entsprechend der Konfession der Jägerndorfer Herrschaftsbesitzer zunächst protestantisch, wurde im Zuge der Gegenreformation aber 1630 den Katholiken übergeben. Die Nachfolger im Besitz der Herrschaft, die Grafen Henckel von Donnersmarck, waren ebenfalls wie die Hohenzollern evangelisch. Eine neue protestantische Kirche entstand in Tarnowitz jedoch erst nach der Machtübernahme Preußens in Schlesien. Im Jahre 1683 übernachtete der polnische König Jan Sobieski (1626 – 1696) mit seinem Gefolge in Tarnowitz, als er auf dem Weg nach Wien war, um dort den Habsburgern im Kampf gegen die Osmanen beizustehen.

Der Bergbau blühte in Tarnowitz bis in das frühe 17. Jahrhundert. Vor allem Blei und Silber wurden abgebaut. Mit dem Dreißigjährigen Krieg verfiel der Bergbau aber. Zahlreiche evangelische Bergleute verließen die Stadt. Ein neuer Aufschwung erfolgte erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hauptförderer des Bergbaus im Tarnowitzer Revier war der preußische Direktor des schlesischen Oberbergamtes, Friedrich Wilhelm von Reden (1752 – 1815). Im Jahre 1784 legte er die Friedrichsgrube mithilfe von Bergleuten aus dem Erzgebirge an, wo 1788 die erste Dampfmaschine Preußens – die dritte auf dem europäischen Festland – zur Entwässerung eingesetzt wurde. Diese war eine solche Sehenswürdigkeit, dass sogar der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe sie bei seiner Schlesienreise im Jahre 1790 besichtigte. Während seines Aufenthaltes in Tarnowitz schrieb Goethe am 4. September 1790 an die Knappschaft folgende berühmte Sätze:
„Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches, wer hilft euch
Schätze finden und sie glücklich zu bringen an's Licht?
Nur Verstand und Redlichkeit helfen; es führen die beiden
Schlüssel zu jeglichem Schatz, welchen die Erde verwahrt.“

Tarnowitz war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das Zentrum der oberschlesischen Montanindustrie. Zwischen 1854 und 1859 wurde die stadt durch eine Eisenbahn mit oppeln und Beuthen verbunden. Mit der Verlagerung des Industriegebietes in das Steinkohlerevier um Kattowitz herum und mit der Erschöpfung der Bodenschätze verlor Tarnowitz seitdem an Bedeutung. Die Bevölkerung der Stadt war noch um 1910 zu Dreiviertel deutschsprachig. Die Protestanten machen etwa 15% der Bevölkerung aus. Bei der Volksabstimmung 1921 sprachen sich in der Stadt ca. 85% der Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland aus, dennoch wurde Tarnowitz mit seiner Umgebung 1922 an Polen abgetreten. Als mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 auch Tarnowitz von der Deutschen Wehrmacht besetzt wurde, wurde die jüdische Synagoge in der Stadt verbrannt. Die Reste der deutschen Bevölkerung hatten Tarnowitz nach dem Ende des Krieges zu verlassen. Dafür siedelten sich Vertriebene Polen aus den ehem. Ostgebieten des Landes hier an. Im Jahre 2017 wurde die ehem. Friedrichsgrube in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Sehenswürdigkeiten

Ring mit evang. Kirche

Zentrum der Stadt bildet wie in Schlesien üblich der viereckige Ring. Für Oberschlesien ungewöhnlich ist dieser aber durch eine evangelische Pfarrkirche dominiert. Diese wurde im Jahre 1780 an der Nordseite desselben errichtet und um 1900 im neoromanischen Stil umgebaut. Die Fassade ist durch Arkadenfriese aufgelockert.

Evangelische Kirche am Ring.

Häuser aus dem 16. Jahrhundert.

An der westlichen Ringseite hat sich auch noch die Bebauung aus dem 16. Jahrhundert erhalten, nämlich mehrere zweigeschossige Häuser mit tonnen- und kreuzgratgewölbten Laubengängen. (links) Ihnen schräg gegenüber an der Südseite des Ringes befindet sich der ehem. Sitz der Hauptleute der Herrschaft Beuthen-Tarnowitz aus dem 16. Jahrhundert.
Rathaus am Ring.

An der Südseite des Ringes befindet sich das Rathaus aus den Jahren 1896 bis 1898. Der dreigeschossige Backsteinbau mit Steindekor wurde im Stil der niederländischen Renaissance erbaut. Über dem Hauptflügel befindet sich ein Walmdach mit laternenbekröntem Turm. An der Fassade zahlreiche Wappenkartuschen, u.a. der Stadt Tarnowitz, des Königreiches Preußen und Schlesiens.

Durch die Gassen der Altstadt

Südlich des Ringes an der ul. Górnicza befindet sich ein eingeschossiger Rechteckbau aus dem 18. Jahrhundert mit einem schindelgedeckten Schopfwalmdach. Hier weilte 1790 Johann Wolfgang von Goethe, an den eine große Metallfeder vor dem Haus erinnert.

"Goethe-Haus"



Goethe-Denkmal.


Kath. Pfarrkirche St. Petrus und St. Paulus

Die Saalkirche wurde in den 1530er Jahren von den Markgrafen von Ansbach-Jägerndorf als evangelische Pfarrkirche errichtet und 1562/63 um Turm und Chor erweitert. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine neoromanische Umgestaltung. Im Langhaus ist die Kirche durch einen teilweise offenen Dachstuhl gekennzeichnet. Der quadratische Turm im Westen hat einen oktogonalen Aufsatz sowie eine Zwiebelhaube. Die Fassade ist durch Lisenen und Arkadenfriese gegliedert. Im Inneren befinden sich zwei interessante Renaissance-Grabplatten an der Wand: Die Grabplatte von Ulrich Pogarell (+ 1556) mit Wappenschild als Flachrelief und das Mamorepitaph des Stanislaus aus Szymkowo (+ 1597).

Pfarrhaus.


Der Kirchturm.

Grabplatte von Ulrich Pogarell.


Epitaph des Stanislaus Szymkowo.



Offener Dachstuhl mit Ausmalungen.


Museen

Muzeum w Tarnowskich Górach
(Museum von Tarnowitz)

Das Museum am Ring in Tarnowitz präsentiert seit über 60 Jahren die reiche Vergangenheit der Stadt sowie der Region. Die ständig wachsende Sammlung umfasst sowohl alte als auch zeitgenössische Kunst und ethnographische Ausstellungsstücke. Insbesondere wird an die Besuche wichtiger Persönlichkeiten in der Stadt erinnert, so an den Besuch des polnischen Königs Jan Sobieski (1683) sowie des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1790). Die Ausstellung ist zweisprachig – polnisch und englisch – beschriftet. 

Öffnungszeiten
Di – Fr        10:00–16:00
Samstag    10:00–15:00
Sonntag     12:00–17:00


Weitere Informationen zum Museum von Tarnowitz finden Sie (in polnischer und englischer Sprache) hier:

Muzeum w Tarnowskich Górach

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Eingang zumMuseum.

Die Innenräume des Museums...


... mit der Sammlung.


Zabytkowa Kopalnia Srebra (Historisches Silberbergwerk)

Moderner Eingang zum historischen Bergwerk.

Die Besichtigung beginnt im moderne Zentrum der Mine, in dem das Wissen über das Tarnowitzer Bergbauwesen und der Förderung von Silber, Blei und Zink vermittelt wird. Hier werden alte Werkzeuge, Wäscher, Lampen, die unter Tage verwendet wurden, sowie Kübel zum Transport des Baggerguts und sogar eine mobile Bergwerkstoilette gezeigt. Im Außenbereich sind zahlreiche historische Dampfmaschinen zu besichtigen.

Die Hauptattraktion ist aber eine Besichtigung der Stollen in der ehem. Friedrichsgrube, welche von 1784 bis 1913 aktiv war. Die Besucher-Route ist 1.740 Meter lang und verbindet drei Schächte. Die Besichtigung des Stollens ist nur im Rahmen einer Führung möglich. [Diese können auch in deutscher Sprache gebucht werden, Vorbestellung empfohlen!]

Mit Helmen versehen werden die Besucher in eine Tiefe von ca. 40 Metern befördert. Hier beginnt ein Rundgang durch die historische Silbermine, die im Jahre 2017 sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Während des Rundganges werden den Besuchern Transportkorridore, Kammern aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie zahlreiche Details zur Arbeit in der Grube gezeigt. Vorsicht: Die Gänge sind teilweise nur 1,40 Meter hoch! Als attraktiver Abschluss der Besichtigung wird eine Bootsfahrt in einem Entwässerungstunnel zwischen zwei Schächten angeboten.

Förderturm im Museum.

Durch die Silbermine geht es an dunklen Schächten vorbei...

 ... und an altem Gerät...

... zum "Durchschlag" von 1834.



Öffnungszeiten

Januar – März
9.00 – 15.00 (von Dienstag bis Sonntag)

April – Mai, September – Dezember
9.00 – 15.00 (täglich)

Juni
9.00 – 15.00 (von Montag bis Freitag)
9.00 – 17.00 (Samstag und Sonntag)

Juli – August
10.00 – 16.00 Uhr (Montag bis Freitag)
9.00 – 17.00 Uhr (Samstag und Sonntag)

Weitere Informationen zum Historischen Silberbergwerk finden Sie (in polnischer, deutscher, englischer und französischer Sprache) hier:

Zabytkowa Kopalnia Srebra

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Die Boote für die Rundfahrt unter Tage.

"Silbermine in Tarnowitz"

(Video: Schlesien Journal vom 5.3.2013. Im Journal ab 3:10 min. in deutscher Sprache)

Anreise


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