Tost

Tost (Toszek)

Geschichte

 Die Burg Tost ist vermutlich bereits Ende des 12. Jahrhunderts als polnischrechtliche Kastellanei gegründet worden, da bereits 1201 hier eine Kirche vorhanden war. Die Kastellanei wird im Jahre 1222 erstmalig urkundlich erwähnt. Sie gehörte in den folgenden Jahrhunderten den Piastenherzögen von Oppeln-Ratibor sowie verschiedener Teilherzogtümer. Herzog Mieszko von Ratibor (+1246) bestimmte Tost z.B. zum Witwensitz seiner Frau Judith. Zwischen 1304 und 1321 residierte hier Boleslaus, der Sohn von Herzog Kasimir II. von Cosel-Beuthen. Von 1357 bis 1484 gehörte Tost hingegen zum Teschener bzw. Auschwitzer Herzogtum. Während dieser Zeit wurde die Burg Tost um 1430 von den Hussiten völlig zerstört. Später kam das Toster Gebiet an Herzog Johann von Oppeln-Ratibor und fiel nach dessen Tod an die Krone Böhmens als erledigtes Lehen.

Als im Jahre 1264 das Prämonstratenserstift St. Vinzenz in Breslau das Patronatsrecht über die baufällig gewordene Peterskirche in Tost an den Breslauer Bischoff abtrat, wird neben der Burg vermutlich nur ein slawisches Suburbium bestanden haben. Erst um die Wende zum 14. Jahrhundert wird im „Liber Fundationis“, dem Einkünftebuch des Breslauer Bischoffs, ein Ort Tost als Gebietsmittelpunkt erwähnt. Eine deutschrechtliche Stadt Tost erscheint erstmalig 1309 durch Nennung eines Vogtes in den Urkunden. Die ursprünglich von einer Mauer umgebene Stadt schloss sich im Osten an die Burg an, von der sie durch einen Graben getrennt war. Zwischen Burg und Ring lag die 1452 erstmalig belegte Pfarrkirche St. Katharina.

Von den Habsburgern wurde die Herrschaft Tost mit Peiskretscham und acht umliegenden Dörfern seit 1557 verpfändet bzw. verkauft. Zwischen 1557/58 und 1585 waren Friedrich Freiherr von Redern und dessen Sohn Hans Georg Pfandherren von Tost, 1586 bis 1637 die Familie von Redern aud Groß Strehlitz. Zwischen 1638 und 1707 sowie wieder von 1752 bis 1759 besaß die Grafenfamilie Colonna, die sich Verdienste um den Aufbau der oberschlesischen Montanindustrie erwarb, die Herrschaft Tost. Weitere Besitzer waren Graf Franz Kottulinsky (1718 – 1752), die Grafen von Posadowsky (1759 – 1791) sowie nach ihnen Adolph Freiherr von Eichendorff, der Vater des Dichters Joseph von Eichendorff, der die Herrschaft aber bereits 1797 an die Grafen Gaschin veräußern musste. Diese werden das „Obere Herrenhaus“ zwischen Burgruine und Stadt um 1811 errichtet haben. Als letzte adelige Besitzer ist zwischen 1841 bis 1945 die Familie von Guradze zu nennen.

Die Burg Tost um 1920 (Postkarte)

Die Stadt Tost war durchgehend nur ein kleines Ackerbürgerstädtchen. Im Jahre 1536 werden hier z.B. nur 86 Bürger genannt. Unter den Handwerkern waren damals 26 Schumacher und vier Leineweber. 1764 entstand in Tost eine Papierfabrik, später eine Glashütte. In neuerer Zeit hatte Tost eine Brauerei, eine Brennerei, ein Sägewerk und eine Mühle. In den Jahren 1878 bis 1880 wurde die Stadt per Eisenbahn mit Oppeln und Beuthen verbunden.  Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 86,0 % der Wahlberechtigten für einen Verbleib bei Deutschland, nur 13,8% für Polen. In der Reichsprogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge von Tost zerstört.

Im Jahre 1945 wurde Tost beim Einmarsch der Roten Armee stark beschädigt, das „Obere Herrenhaus“ wurde völlig dem Erdboden gleichgemacht. In den Gebäuden der Psychatrischen Klinik in Tost wurde zuerst von den Nationalsozialisten, dann ab Mai 1945 vom NKWD ein Lager errichtet. Letztere internierten hier ca. 4.600 Menschen aus Oberschlesien, Breslau und Bautzen. Davon kamen etwa 3.300 ums Leben. Die deutschsprachige Bevölkerung von Tost, das jetzt Toszek hieß, wurde in der Folgezeit vertrieben, es verblieb bis heute jedoch aus der zweisprachigen Bevölkerungsgruppe eine aktive deutsche Minderheit.


Sehenswürdigkeiten

Burgruine

Die Burg in Tost ist auf einer Anhöhe westlich der Stadt gelegen. Sie wurde vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert anstelle einer älteren Anlage aus Holz und Erde errichtet, aber um das Jahr 1430 bereits durch die Hussiten zerstört. Zwischen 1433 und 1480 erfolgte der Wiederaufbau durch Primislaus, Herzog von Auschwitz. Die Burg wurde dann zwischen 1650 und 1666 unter Kaspar Graf Colonna umgebaut und erweitert. Im Jahre 1811 brannte die Burg erneut aus und ist seitdem Ruine. Ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte zwischen 1956 und 1963. Bei der heutigen Anlage handelt es sich um einen gotischen Ursprungsbau aus Stein und Backstein, der in der Barockzeit umgestaltet wurde.
Burggrafenhaus

Den Zutritt zur Burg erhält man über eine frühneuzeitliche Fortifikation (um 1570) auf trapezförmigem Grundriss mit vier Bastionen und Fragmenten des früheren Grabens. Der Weg führt am sog. Burggrafenhaus mit Tor und Bastion (um 1650) vorbei zur eigentlichen Burganlage.

Äußeres Tor und Burggrafenhaus.

Östliches Torgebäude


Torgebäude.




Das östliche Torgebäude wurde ursprünglich im 15. Jahrhundert errichtet, später umgebaut und zwischen 1650 und 1666 mit Türmen umgestaltet. Heute zeigt das barocke Gebäude noch Teile der gotischen und Renaissance-Mauern. In der Mitte befindet sich eine kreuzgratgewölbte Durchfahrt mit einem steinernen Rundbogenportal. Dieses ist gerahmt von Halbsäulen, darüber ein Gebälk mit Wappenkartusche der Familie Colonna.

Wappenkartusche am Tor.

Burghof mit Wohngebäude und Turm

Im Nordwesten befindet sich das Fragment eines Wohngebäudes von 1650 bis 1666 (u.l.), das unter Verwendung von gotischen Mauern ursprünglich auf rechteckigem Grundriss errichtet wurde. Davon hat sich v.a. die nördliche viergeschossige Bastion mit oktogonalem Aufbau (u.m.) bis heute erhalten. An diesen grenzt der eingeschossige Marstall von 1666, der später zur Orangerie wurde (u.r.)

Besichtigung:

Der Burghof ist das ganze Jahr von 8:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Eintritt kostenlos. Von Mitte April bis Mitte Oktober kann die Burg im Rahmen einer Führung samstags, sonntags und an Feiertagen von 11:00 bis 18:00 Uhr sowie im Juli und August zusätzlich vom Dienstag bis Freitag zwischen 11:00 und 16:00 Uhr besichtigt werden.

 Modell der Burg.

Originalwerbung für Toster Bier.

Stadt mit Pfarrkirche und Ring

Die aus der Zeit um 1300 stammende Kleinstadt Tost ist eine kleine ovale Anlage mit schachbrettartigem Straßennetz und rechteckigem Ring. In dessen Südostecke befindet sich ein klassizistisches Rathaus von 1836 sowie eine schöne Nepomuksäule aus dem ersten Quartal des 18. Jahrhunderts.

 Ring in Tost.

Katholische Pfarrkirche St. Katharina

Die katholische Pfarrkirche St. Katharina (oben) steht zwischen der Stadt und der Burg. Die ursprünglich spätgotische dreischiffige Basilika wurde um 1450 errichtet und zwischen 1713 und 1715 barock umgestaltet. Die Ausstattung ist barock, z.B. der Barockaltar von 1715. Im Querhaus befinden sich zwei Altäre aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Anreise


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