Ottmachau

Ottmachau (Otmuchów)

Geschichte

Die Burg Ottmachau ist eine alte polnischrechtliche Kastellanei. Sie wird seit der Übergabe des Neisser Landes an das Bistum Breslau im Besitz des Bischofs gewesen sein. Im Streit mit Herzog Heinrich IV. von Breslau suchte Bischof Thomas II. im Jahre 1284 nach der Flucht aus Breslau Schutz in seiner Burg in Ottmachau. Diese wurde jedoch bereits ein Jahr später von den Soldaten des Herzogs erobert. Nach der Aussöhnung der beiden erhielt der Breslauer Bischof im Jahre 1290 beschränkte Landeshoheit im Ottmachauer und Neisser Land. Damit musste Ottmachau aber die Vormacht im Bistumsland an Neisse abtreten, das Oberhof für die deutschrechtlichen Siedlungen des Bistumslandes und wirtschaftliches Zentrum desselben wurde. Die Stadt Ottmachau ist an der Stelle einer alten slawischen Marktsiedlung entstanden und erhielt erst im Jahre 1347 deutsches Siedelrecht. Die Stadtanlage lehnte sich an den 280 m hohen Burgberg an und wurde in den folgenden Jahren erweitert und mit einer Mauer umschlossen. Dadurch, dass der Fürstbischof auch das benachbarte Jauernig erwarb, verlor Ottmachau seine einst führende Rolle in der Region völlig.

Ende des 14. Jahrhunderts wurde in Ottmachau ein Kollegiatstift an der alten Pfarrkirche gegründet, die Weiterentwicklung der Stadt wurde jedoch schon bald wieder gehemmt. Zuerst wurde die Stadt 1428 von den Hussiten geplündert und verbrannt. Diese blieben mit Unterbrechungen bis 1443 im Besitz der Burg und Stadt. Obwohl Ende des 15. Jahrhunderts eine neue Befestigung durch den Bischof erfolgte, wurde das Kollegiatstift 1477 nach Neisse verlegt. So kam die Stadt lange nicht über eine Ackerbürgerstadt hinaus, auch wenn die Bautätigkeit des 16. und 17. Jahrhunderts anderes vermuten lässt. So wurde im Jahre 1538 von Bischof Jakob ein neues Rathaus erbaut und unter Bischof Andreas Jerin erfolgte Ende des 16. Jahrhunderts ein umfangreicher Schlossneubau. Nachdem die Stadt im Dreißigjährigen Krieg schlimm ausgeplündert worden war, folgte im ausgehenden 17. Jahrhundert noch einmal eine Blütezeit, da einige Bischöfe die Burg in Ottmachau Neisse zur Hofhaltung vorzogen.

Schloss Ottmachau im 19. Jahrhundert (nach Duncker)

Nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen kam die Burg Ottmachau mit der Säkularisation der geistlichen Güter im Jahre 1810 in preußischen Staatsbesitz. Im Jahre 1820 wurde die Herrschaft mit der Burg dann Wilhelm von Humbold zugesprochen, dessen Familie die Herrschaft bis 1928 besaß. Den Landbesitz übernahm dann die Reichswasserstraßenverwaltung, das Schloss wurde von der Stadt erworben, die hier ein Hotel eröffnete. In dieser Zeit erfolgte auch der bereits Ende des 19. Jahrhunderts angedachte Bau des Staubeckens bei Ottmachau. Dieser wurde in der Folgezeit schnell zu einem beliebten Ausflugsort für Menschen aus nah und fern. Im Jahre 1945 wurde Ottmachau umkämpft und die Bausubstanz in Mitleidenschaft gezogen. Die hier verbliebene deutsche Bevölkerung wurde komplett vertrieben. Nach dem Krieg wurde umgehend mit der Wiedererrichtung der zerstörten Teile der Stadt begonnen. Deshalb ist Otmachau bis heute mit seiner historischen Bebauung und der alten Bischofsburg eine Reise wert.

Sehenswürdigkeiten

Rathaus und Ring

Das Renaissance-Rathaus von Otmachau wurde im Jahre 1538 unter Bischof Jakob von Salza errichtet. Der dreigeschossige Bau verfügt über einen Turm aus dem Jahre 1605. Die geometrischen Sgraffitomalereien an der Fassade wurden nach 1933 rekonstruiert. Die wappengeschmückte Sonnenuhr an der Südostecke wurde im Jahre 1575 durch Bischof Martin von Gerstmann gestiftet. Am Ring befinden sich zudem mehrere sehr schöne Bürgerhäuser aus dem 18. Und dem beginnenden 19. Jahrhundert.

Sonnenuhr am Rathaus.

Rathaus und Ring.

Pfarrkirche St. Nikolaus und Franziskus Xaverius

Die Kirche in Ottmachau wurde 1235 erstmalig urkundlich erwähnt. Die bis heute erhaltene barocke Wandpfeilerkirche wurde zwischen 1690 und 1693 unter Bischof Franz Ludwig, Pfalzgraf zu Neuburg, errichtet. Sie besticht durch ihre schlanke, dreigeschossige Doppelturmfassade mit Pilastergliederung und Figurennischen. Die Ausstattung stammt v.a. aus dem Ende des 17. und dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Hauptaltar wurde 1701 geweiht.

Blick auf die Pfarrkirche vom Schloss.


Schloss der Breslauer Bischöfe

Die ehemalige Residenz der Breslauer Bischöfe wurde Ende des 13. Jahrhunderts auf einer Anhöhe südlich der späteren Stadt Ottmachau erbaut und mehrfach erweitert und ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte unter Bischof Andreas von Jerin der Ausbau zu einem Wohnschloss im Renaissance-Stil. Heute stellt sich die Burg als zweiflügelige Anlage mit wehrhaftem viergeschossigen Hauptflügel dar. Durch einen runden, offenen Eingangspavillon erreicht man den Zutritt zum ersten Obergeschoss. Von hier aus kann man auch das Dach des Schlosses erreichen, von wo man einen hervorragenden Blick auf die Stadt und die Umgebung hat. Bereits in den 1920er Jahren wurde im Schlosshof ein Café eingerichtet. Heute befindet sich im Schloss ein einfaches Hotel und ein Restaurant mit beschränktem Speiseangebot.

Das Schlossgebäude im Renaissance-Stil.


Haupteingang zum Schloss.

Blick vom Schlossdach auf das Altvatergebirge.


Ottmachauer Stausee
(Jezioro Otmuchowskie)
(Video: YouTube)

Das Staubecken bei Ottmachau wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit einer Speicherkapazität von 143 Millionen Kubikmetern Wasser gebaut, um zurzeit von Regenüberschuss Wasser für die Trockenzeiten sammeln zu können. So sollte der Pegel der Oder nicht unter 1,40 m sinken und die Befahrbarkeit für Schiffe durchgehend gewährleistet sein. Das Becken hat eine Fläche von 26 ha. Die Staumauer ist 6 km lang.

Anreise


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