Moderne

Moderne (seit 1945)

 Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann im östlichen Mitteleuropa eine ethnische Säuberung bisher unbekannten Ausmaßes. Etwa 12 bis 14 Millionen Deutsche oder deutschstämmige Bürger anderer Staaten wurde vertrieben. Das betraf auch Oberschlesien, wo die rein deutschsprachige Bevölkerung um Neisse, Neustadt und Leobschütz wie auch westlich von Troppau sowie die Bevölkerung der allermeisten Städte von den polnischen bzw. tschechoslowakischen Behörden bis 1946 „ausgesiedelt“ wurde.In die so frei gewordenen Bauernhöfe und Wohnungen kamen Neusiedler aus Zentralpolen und Vertriebenen Polen aus den „Kresy“, dem an die Sowjetunion gefallenen Ostpolen, bzw. Tschechen, Slowaken und Roma. Die zweisprachige Bevölkerung des jetzt polnischen Oberschlesiens konnte hingegen für eine polnische Staatsangehörigkeit optieren und so in der Heimat verbleiben. Diese Personengruppe wurde seitdem als „Autochtone“ bezeichnet. Für den polnischen Staat handelte es sich um „germanisierte Polen“, die wieder zu guten Polen umerzogen werden konnten. Die Existenz einer deutschen Volksgruppe wurde in der Volksrepublik Polen geleugnet. Deutsche Inschriften wurden getilgt. Die Nutzung der deutschen Sprache war lange Zeit verboten. Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde hier aber nie wirklich umgesetzt, so dass die „autochtonen“ Bauern ihren Landbesitz behalten konnten. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in der kommunistischen Volksrepublik kam es dennoch in den folgenden Jahrzehnten zu mehreren massiven Auswanderungswellen in die Bundesrepublik Deutschland.

Oberschlesien heute

Zweisprachiges Ortsschild bei Krappitz.

Als mit der politischen Wende 1989 in Oberschlesien eine deutsche Minderheit in Erscheinung trat, war die polnische Öffentlichkeit deshalb zunächst geschockt. Diese ist bis heute v.a. in der Wojewodschaft Oppeln (woj. opolskie), aber auch im Westen der angrenzenden Wojewodschaft Schlesien (woj. śląskie) vertreten, also dem ursprünglich deutschen Teil Oberschlesiens. Die Deutsche Minderheit stellt heute zahlreiche Gemeindebürgermeister in der Wojewodschaft Oppeln und ist auch im Oppelner Regionalparlament vertreten. In der Wojwodschaft Schlesien ist hingegen die oberschlesische Autonomiebewegung (Ruch Autonomii Śląska, kurz RAŚ) bedeutender, die bei regionalen Wahlen bis zu 8% der Stimmen erreichen konnte. Sie fordert eine Autonomie Oberschlesiens wie sie in der Zwischenkriegszeit bestand. Auch im Hultschiner Ländchen gibt es heute Deutsche Freundschaftskreise. Seitdem sowohl Polen als auch Tschechien Mitglieder der Europäischen Union sind, sind die Grenzen – z.B. in Teschen (Cieszyn) – verschwunden. Außerdem gibt es in beiden Staaten Gesetzte, die die nationalen Minderheiten schützen. So konnten in Polen z.B. in den Gemeinden mit mindestens 20% deutscher Bevölkerung seit 2008 zweisprachige Ortsschilder aufgestellt werden.
"Deutsche Minderheit in Oberschlesien unter Druck"
(Video: Deutsche Welle)
Seitdem im Jahr 2015 die Partei "Prawo i Sprawiedliwość" (Recht und Gerechtigkeit, PiS) in Polen regiert, gerät die Deutsche Minderheit aber immer mehr unter politischen Druck.

Dies zeigt auch die Dokumentation der Deutschen Welle aus dem Jahre 2016.
Die hier angesprochene Erweiterung der Stadt Oppeln (Opole) wurde inzwischen (zum 1. Januar 2018) umgesetzt ...
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