Patschkau

Patschkau (Paczków)

Geschichte

Die Stadt Patschkau wurde ab 1254 zusammen mit dem stadtverbundenen Waldhufendorf Bogenau von den Vögten Heinrich und Wilhelm auf dem Gelände des Dorfes Patschkau (seitdem Alt-Patschkau) errichtet. Die Stadtgründung erfolgte auf Befehl des Breslauer Bischofs Thomas I. (1232 – 1268), der zahlreiche deutsche Siedler ins Breslauer Bistumsland brachte. Gleichzeitig wurde wohl auch die Pfarrei Patschkau mit der Kirche St. Maria, St. Johannes Ev. und St. Johannes Bapt. nahe der Stadtmauer gegründet. Die ovale Stadtanlage mit Gitterstraßennetz wurde seit der Mitte des 14. Jahrhundert mit einer Mauer und einem Graben umgeben. Im Zentrum befindet sich der Ring, der 160 x 80 Meter große Marktplatz, mit Rathaus. Die rasch wachsende Stadt wurde schnell von einem Ring moderner Dörfer mit deutschsprachiger Bevölkerung umgeben.



Patschkau mit Stadtmauer im Zittauischen Tagebuch von 1822.

Die Stadt war im Mittelalter lange ein gefährdeter Grenzort des Breslauer Bistumslandes zum Herzogtum Schweidnitz und später Münsterberg hin. Am anderen Ufer der Neisse stand ihr die 1301 erstmals erwähnte Burg Patschkau dieser Fürsten gegenüber. Erst im Jahre 1416 verlor die Stadt durch den Verkauf der Burg und zehn Dörfern in ihrem Umfeld an den Breslauer Bischof ihren Grenzcharakter. In den Hussitenkriegen wurde Paschkau am 17. März 1428 erobert und stark zerstört. Die Stadt entwickelte sich in der Folgezeit aber schnell zu einem Durchgangsort auf der Handelsstraße von Neisse nach Glatz. Das Dorf Bogenau wuchs in der folgenden Zeit mit der Stadt zusammen und entwickelte sich zur Vorstadt von Patschkau. Entsprechend des sich gut entwickelnden Handels wurde im Jahre 1573 ein viertes Stadttor in die Mauer gebrochen, das Neisser Tor. Die Anzahl der Jahrmärkte erhöhte sich im 16. Jahrhundert auf vier. Unter den Handwerken spielte damals die Tuchmacherei eine besondere Rolle.


Vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts stagnierte die Entwicklung der Stadt jedoch. Insbesondere seit dem Ersten Schlesischen Krieg (1740/42), als Patschkau zu Preußen kam, das Breslauer Bistumsland jedoch geteilt wurde, kam der Fernhandel zum Erliegen. Durch die lange Stagnationsphase blieben jedoch zahlreiche historische Gebäude und fast die gesamte mittelalterliche Stadtmauer erhalten. Patschkau brachte dies den Namen „schlesisches Rothenburg“ ein. Durch die Säkularisation des Fürstentums Neisse wurde die Herrschaft der Breslauer Bischöfe im Jahre 1810 beendet. Seit 1817 verband eine tägliche Fahrpost Neisse über Patschkau mit Glatz. Erst im Jahre 1874 wurde Patschkau jedoch an das Bahnnetz angeschlossen. Damit kam es auch zu einer Zunahme der Bevölkerung. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Patschkau eine evangelische und drei katholische Kirchen, ein Gymnasium, ein Waisenhaus, eine Zündwarenfabrik sowie Maschinen- und Holzwarenfabriken. 

Pfarrkirche in Patschkau (Postkarte um 1910).


Im Frühjahr 1945 wurde Patschkau von der Roten Armee besetzt und zusammen mit dem Rest Oberschlesiens unter polnische Verwaltung gestellt. Die geflüchtete, aber im Sommer dieses Jahres zurückgekehrte deutsche Bevölkerung wurde ein Jahr später von den polnischen Behörden vertrieben. Stattdessen wurde polnische Vertriebene aus den nun zur Sowjetunion gehörigen polnischen Ostgebieten angesiedelt. Die Stadt erhielt den polnischen Namen Paczków. Zwischen 1995 und 2003 wurde nordwestlich von Patschkau die Glatzer Neiße gestaut. Das dadurch entstandene Staubecken „Jezioro Paczkowskie“ wird zur Stromerzeugung sowie zum Hochwasserschutz genutzt.



Sehenswürdigkeiten

Rathaus und Ring


Rathaus mit Turm.


Das Patschkauer Rathaus ist ein zweigeschossiger Bau mit hohem Sockelgeschoss auf nahezu quadratischem Grundriss. Es wurde zwischen 1542 und 1552 errichtet. Umgestaltungen fanden in den Jahren 1821/22 und 1911/12 statt. Beim ersten Umbau wurde der Giebel entfernt. Ebenso wurde die Fassade vereinheitlicht. Beim zweiten Umbau bekam das Rathaus eine Pseudo-Empire Dekoration. In seiner ursprünglichen Form hat sich der Rathausturm aus der Renaissance erhalten. Er wurde zwischen 1550 und 1552 auf Geheiß des Bischofs Balthasar von Promnitz errichtet. Der Turm hat einen quadratischen Sockel, darüber einen einfach gestuften oktogonalen Turmschaft. Die Dekoration besteht aus Eckauflagen mit Blendarkaden und einem kurzen durchbrochenen Helm. Am Ring haben sich zahlreiche Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert erhalten. Teilweise wurden sie im 19. Jahrhundert modernisiert oder in den 1960er Jahren wiederhergestellt.

Der Rathausturm von 1550/52.


Historische Gebäude am Ring.


Pfarrkirche St. Johannes Ev.


Der Bau der dreischiffigen Backstein Hallenkirche begann wohl um 1361, wie mehrere Altarstiftungen belegen. Vorbild war offensichtlich die Heilig-Kreuz-Kirche in Breslau. Seitdem ersetzte die neue Kirche die bereits 1285 in der Nähe gelegene Kirche auf dem alten Friedhof.


Hohe, mehrfach gestufte Strebepfeiler und eine breite Attikabekrönung dominieren den Kirchenbau. In der Westfassade befindet sich das steingefasste Hauptportal mit Kielbogen und Wappenträgerfiguren (Neisse und Frankenstein). Das kurze zweijochige Mittelschiff bildet mit den Nebenschiffen eine quadratische Grundfläche.


Um 1529 erfolgte nach dem Abriss des Steildaches der Umbau zur Wehrkirche durch Aufmauerung und Errichtung eines Wehrganges mit attikaartigem Zinnenkranz. Der Querhausturm an der Nordseite stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seit einem Einsturz im Jahre 1716 hat er einen barocken Knickhelm. Der neogotische Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1858. In der bereits 1447 urkundlich erwähnten Maltitzkapelle befindet sich ein Renaissance-Sandsteinaltar von 1588.


Die Westfassade der Pfarrkirche.

Hauptportal mit Wappenträgerfiguren.


Querhausturm mit Knickhelm.

Epitaphe in der Außenwand.

Im Kircheninneren: Kanzel, ...



... neogotischer Hauptaltar, ...


... und Sandstein-Altar in der Maltitz-Kapelle.


Tortürme und Stadtmauer


Die Stadtmauer mit 19 Mauertürmen und zunächst drei, dann vier Stadttoren wurde um 1350 errichtet. 1429 wurde sie teilweise zerstört, aber in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wiederaufgebaut. Instandsetzungen fanden 1514 sowie im 19. und 20. Jahrhundert statt. Die Stadttore wurden 1844 bis 1846 abgerissen, um eine leichtere Zufahrt zur Stadt zu gewährleisten.


Von den Tortürmen ist der quadratische Breslauer Turm im Norden ebenso erhalten wie der Glatzer sowie der Frankensteiner Turm. Die beiden letzteren sind jedoch Rundtürme aus der Mitte des 14. Jahrhunderts mit Renaissance-Attika aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.


Alte Stadtmauer im Süden.


Breslauer Torturm.

Glatzer Torturm.


Frankensteiner Torturm.


Friedhofskirche


Außerhalb der Stadtmauer auf dem alten Friedhof stehen heute die Ruinen der ursprünglichen Pfarr- und späteren Friedhofskirche St. Johannes Ev. Sie wurde im Jahr 1285 erstmalig urkundlich erwähnt.


Zwischen 1604 und 1606 erfolgte ihr Neubau in gotischen Formen. Die Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor besaß ursprünglich einen Westturm mit Blendarkadengliederung sowie Barockhelm. Im Jahr 1945 wurde die Kirche zerstört. Heute dienst sie als Mahnmal


Ruine der Friedhofskirche.


Mauerturm gegenüber des Friedhofs.


Museen

Scharfrichterei


Außerhalb der Stadt, gleich hinter dem ehem. Neisser Turm, befindet sich die sog. „Scharfrichterei“, das Haus des Henkers. Das Fachwerkgebäude wurde im 18. Jahrhundert in der Nähe von Galgen und Friedhof erbaut. Der Legende nach lebte hier der Henker von Patschkau. Zwischen 2009 und 2010 wurde das Haus gründlich renoviert. Gegenwärtig beherbergt es ein Touristeninformationszentrum und ein kleines Heimatmuseum mit historischen Exponaten, Erinnerungsstücken und Archivmaterialien.

 

Öffnungszeiten:

Montag - Freitag: 9.00 Uhr - 17.00 Uhr

Samstag-Sonntag: 10.00 - 16.00



Die ehem. Scharfrichterei mit Touristeninformation.


Gasindustriemuseum (Muzeum Gazownictwa)


Der Hof des Freilichtmuseums.

Das Museum befindet sich im Gebäude des 1902 errichteten Gaswerkes von Patschkau. Von hier aus wurde die Stadt bis 1977 mit Gas versorgt. Heute ist das Gebäude ein Freilichtmuseum, das verschiedene mit Gas betriebene Geräte und v.a. eine einzigartige Sammlung von Gaszählern enthält. Die Modernisierung des Museums wurde im Jahre 2007 abgeschlossen. Seitdem werden hier auch interaktive Ausstellungen zur Geschichte des Haushalts- und Industriegases gezeigt.

 

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag von 10:00 – 16:00.

 

Mehr Informationen (nur in polnischer Sprache) finden sie hier:


Muzeum Gazownictwa

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Eingang zum Gasindustriemuseum.

"Muzeum Gazownictwa w Paczkowie"


(C) YouTube


Anreise

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